Eines der Kennzeichen des „live action role playing“ ist das Spiel mit seinem Gegenüber. In nahezu 99% findet dieses Spiel über den verbindenden Faktor Sprache statt, so dass wir am heutigen Tag einmal unseren Blick auf das Phänomen „Sprache im LARP“ legen möchten. Die Bedeutung der Sprache, Dinge die man tun oder besser lassen sollte, sollen hierbei im Fokus unseres Interesses liegen.
Wie die meisten von uns wissen kreiert eine Orga mittels einer Geschichte, welche zumeist als Plot dargestellt wird eine Atmosphäre während ihrer Veranstaltung, das so genannte Ambiente. Dekorationen, Gewandungen, Waffen, Artefakte, NSCs, all diese Dinge wirken unterstützend für dieses Vorhaben. Ebenso wird der Ambienteeffekt seitens der Spielerschaft beeinflusst, unterstützt oder manchmal leider auch zerstört. Verstehen wir Sprache nun als ambientefördernden Faktor so muss man davon ausgehen, dass die Atmosphäre, quasi das versetzen in eine andere Welt, in jenem Moment zerstört werden muss, wenn sich ein Veranstaltungsteilnehmer einer allzu modernen Sprache bedient. Zur Verdeutlichung sei folgendes Szenario gegeben:
Der edle Ritter Lothar der Beherzte, zurückgekehrt aus den letzten Feldzug findet sein Lehen von Orks verwüstet vor. Die Bauern abgeschlachtet, die Frauen geschändet, die Vorratskeller geplündert. Er sammelt eine Schar von Beherzten um das Übel ein für alle Male aus seinen Landen zu tilgen. Endlich, nach Tagen der Suche finden sie schließlich den Unterschlupf der Orks, eine dunkle Höhle. Um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden begibt sich Lothar vor den Höhleneingang und schreit: „Eh Alter, schieb deinen Arsch hier raus sonst geh ich rein und fick dich.“
Die adäquate Verwendung von Sprache bietet jedoch nicht nur die Möglichkeit das Ambiente zu zerstören, sondern auch als Teil die Chance mittels der Darstellung der eigenen Figur zusätzliches Spiel zu kreieren.
An dieser Stelle müssen wir auf jeden Fall auf Klischees und Rollenerwartungen eingehen, die meiner Meinung nach direkt mit Sprachgebrauch zusammenhängen. Generell erwartet man von einem lichten Gotteskrieger ein entsprechendes Angebot. Liefert er dies in Gewandung, Benehmen und Sprache nicht so kommt all zu häufig das Werturteil „… der spielt aber schlecht.“ Hätte dies ein einfacher Krieger getan, würde es niemanden stören. Die Erklärung dafür ist relativ einfach. Der Gotteskrieger hätte sich in unserem Beispiel gegen die allgemeinen Klischees / Erwartungen an seine Rolle verhalten. Dementsprechend würde seine Rolle innerhalb der Gemeinschaft nicht als lichte Heldengestalt angenommen und akzeptiert werden.
Wenn wir also die These akzeptieren, dass Sprache als ein Ambiente fördernder Faktor angesehen werden kann, so muss man sich fragen, welche Dinge man besser unterlassen sollte, um das Spiel generell nicht zu stören. Diese Fragestellung ist sehr absolut und muss in der Beantwortung vor dem Hintergrund eigener und fremder Ansprüche und Erwartungen im LARP beantwortet werden. Meiner Meinung nach sollte man nicht nur ein gewisses Mindestmaß an Darstellung erreichen, sondern auch Dinge der heutigen Umgangssprache oder Anglisierung vermeiden. Aber keine Angst. Niemand von uns ist nun gezwungen die Geschichte des Mittelalters zu studieren um ambientig sprechen zu können.
Fassen wir also noch einmal zusammen. Sprache ist ein ambietekreieender Faktor, welcher zur Darstellung der eigenen Rolle sehr unterstützend wirken kann. Man sollte im Larp gewohnte Sprachmuster, welche zu modern sind meiden und sich anderweitige Redewendungen und Redeweisen zu eigen machen.
Inspiriert durch Cyrus
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